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Monday 1 February 2010

Februar 2010_Expertenbeitrag in: das aktuelle Spanienmagazin




Beitrags-trilogie zu aktuellen spanischen Themen in Architektur und Technik
SCHROEDER SOLUTIONS ARQUITECTURA MÁLAGA

- Biologische Bauweise, …was dann?
- Solar, solar, …alles klar?
- Neue Normen, …neues (Bauherren-) Glück, oder was?


Dies soll ein Versuch sein, dem Normalbürger, Leser oder Bauwilligen mit einfachen Worten näherzubringen, welche Themen uns Architekten in Spanien momentan beschäftigen. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben; eine mögliche Meinungsäusserung entspringt dem Autor und nicht dem Verlag.
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Beitrag I: Biologische Bauweise, …was dann?
Versuch einer Begriffsbestimmung für Spanien

Obwohl das Thema “Klimaschutz” schon seit 1992 in Spanien politisch anerkannt ist, hat im Zuge der allgemeinen Krise sowohl die spanische Regierung als auch die andalusische Landesregierung die Zeichen der Zeit erkannt und auf nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten gesetzt.
Die ruhige Auftragslage wird von der spanischen Bauwirtschaft für Versuche zur Neuorientierung im Angebot genutzt. “Bio” wo man hinschaut – “Bio” ist chic. "..und Nachhaltigkeit (sostenibilidad) würde ich als Jahrwort 2009 in dem Sektor bezeichnen".
Momentan fanden sich Kongresse zum Thema:
12.-13. November, Valladolid: “Congreso arquitectura sostenible 2009”, internationaler Kongress der nachhaltigen Architektur
26.-27. November, Lleida: “SOStenabilizate“, internationaler Kongress der Baubiologie

Eine neue EU Norm soll dieses Jahr noch verabschiedet werden. Diese soll ab 2020 die Anforderungen an neue und bestehende Gebäude bezüglich Energieeffizienz, Ökologie und Einsatz erneuerbarer Energien verschärfen. Die Anzahl ökologischer Bauvorhaben soll erhöht und mittels EU Fonds ab 2011 gefördert werden.

Die Richtung der Entwicklung ist also klar.
Nicht immer ist jedoch “bio” drin, wo “bio” draufsteht... Versuche zur spanischen Neuorientierung.


HISTORISCHER HINTERGRUND:
Spanien bekennt sich 1992 in Rio de Janeiro zur Agenda 21 (weltweites Umweltschutzprogramm), und unterschreibt 1997 das Kyoto- Protokoll (weltweites Klimaschutzabkommen mit Emissionshandel und Aktionsplan bis 2012). Hier wird bestätigt, dass die europäische Bauwirtschaft mehr als 40-50 % Anteil der Gesamtenergie für Materialherstellung, Erstellung, Zulieferung und Unterhalt verbraucht
2002 wird das LOUA (andalusisches Bodengesetz) und 2006 der POTA
(andalusischer Rahmenplan zur städtebauliche Entwicklung) eingeführt.
Die neuen, spanischen Baunormen CTE sind für Bauanträge ab Juni 2006 bzw. März 2007 gültig.
Der spanische Energiepass ist für neue Wohnbauten ab 50 m2 Nutzfläche und für Umbauten an bestehenden Gebäuden ab 1000 m2 Nutzfläche bei Bauanträgen ab Oktober 2007 obligatorisch (R.D. 47/2007).

FOTO bestehendes Gebäude







BIOLOGISCHES ODER ÖKOLOGISCHES BAUEN (bioconstrucción)
Hiermit werden Bauformen bezeichnet, die sich durch umweltfreundliche oder -neutrale Materialwahl auszeichnen. Es handelt sich hierbei um ökologische Materialien mit wenig Umwelteinwirkung, um wiederaufbereitete oder mit wenig Aufwand hergestellte Naturmaterialien.
Das Bauwerk soll sich in den natürlichen Stoffkreislauf eingliedern, während des Betriebs ressourcenschonend und so wenig wie möglich Entsorgungsprobleme hinterlassen.


FOTO Herstellung Lehmziegel









Die Materialen sind die in der traditionellen Bauweise vor Ort vorkommenden wie z.B. Lehmziegel, Naturstein. Weitere biologische Materialen sind:
Holz, Bambus, Strohballen behandelt mit Pasten aus Kalk oder Tonmineralien, Hanffasern gemischt mit Kalkmörtel für Ziegel mit hoher Druckfestigkeit und Feuerbeständigkeit oder Isoliermaterial, Zellulose und Sand.
Weitere Materialien, je nach Definitionsgrad können sein: wiederaufbereitete Materialen wie Papier, Glas oder Plastik, sowie Porenbeton

Ökologische und nachhaltige Prinzipien werden vereinzelt auch im Siedlungsbau und in der Stadtplanung angewandt.


BAUBIOLOGIE (baubiología, biología de la construcción)
So nennt sich der Planungsbereich (vgl. Statik oder Haustechnik), welcher sich mit der ganzheitlichen Lehre des „gesunden Bauens und Wohnens“ beschäftigt. Es handelt sich hierbei um den Versuch, möglichst schadstoffrei und umweltfreundlich zu bauen. Dabei finden baubiologische Grundsätze nicht nur Anwendung in der Materialwahl; sondern auch im ganzheitlichen Konzept der Baumaβnahme.
Auβer der direkten Einwirkung der Materialien in das Wohlbefinden, gilt die Aufmerksamkeit auch dem Untersuchen von Spannungen und Energiefeldern, sowie Einschätzung der physischen und psychologischen Wechselwirkung zwischen Gebautem, Mensch und Umwelt. Zu erwähnen ist hierbei die chinesische Lehre des “Feng Shui”.

FOTO Feng Shui










Baubiologische Gutachten/Untersuchungen betrachten den vorhandenen oder zu erwartenden Elektrosmog, Schadstoffbelastung und Wechselwirkung zwischen Materialen und Mensch, sowie die Wechselwirkung der Dinge auf den Menschen.
Anmerkung des Architekten: “Die Baubiologie steckt in Spanien jedoch noch in den Kinderschuhen. Es fand im November in Lleida der erste Kongress zum Thema in Spanien statt, mit dem Ziel der Gründung eines spanischen Instituts für Baubiologie”.


NACHHALTIGES BAUEN (arquitectura sostenible)
Beginnt schon beim Gestaltungsprozess mit dem Versuch, die vorhandenen natürlichen Gegebenheiten zu nutzen, damit die Belastung des Bauvorhabens auf Umwelt und Bewohner möglichst gering gehalten wird.

Die Strategien der nachhaltigen Architektur beinhalten:
Einbezug der klimatischen Bedingungen, der geografischen Gewässerkunde und der vorhandenen Ökosysteme des Standorts
Optimierung und Mässigung im Umgang mit den Baumaterialien; Vorzug für mit wenig Energieaufwand hergestellte Materialien
Reduzierung des Energieverbrauchs für Heizung, Kühlung, Beleuchtung und sonstigen Medien; Deckung des restlichen Energiebedarfs mit erneuerbaren Energiequellen
Minimierung der Energiebilanz des gesamten Bauvorhabens unter Einbezug der Planung, Konstruktion, Betrieb und Ende der Lebensdauer
Erfüllung der Anforderungen an Behaglichkeit, Gesundheit, Beleuchtung und Bewohnbarkeit der Bauten


BIOKLIMATISCHES BAUEN (arquitectura bioclimatica)
In Spanien hat sich in den letzten Jahren diese Lehre herausgebildet. Es ist eine Synthese aus den vorgenannten Ansätzen vor dem Hintergrund der speziellen spanischen klimatischen Gegebenheiten. Bei dem hier zu behandelnden bioklimatischen Architekturansatzes will man weitere Schritte zur Energieoptimierung gehen.
Die bioklimatische Architektur geht von Ihren Anspruch her über die Verwendung ökologische Baumaterialen und Verwendung von Solarpaneelen hinaus. Vorbei sind die Zeiten, wo in Spanien bedenkenlos auf die Energiefresser Klimaanlagen gesetzt wurde. Falls Energiezufuhr notwendig wird, soll auf nachhaltige, d.h. resourcenschonende Energiesysteme gesetzt werden.
Die bioklimatische Architektur befasst sich mit Strategien, wie ein Gebäude mit so wenig Energieeinsatz (Niedrigenergiehaus) wie möglich oder mit keinem zusätzlichen Energiebedarf (Passivhaus) auskommen kann. Das Wohlbefinden des Menschen und die Abkehr von den herkömmlichen Energieversorgungssystemen steht bei dieser Suche im Mittelpunkt.

Das Wohl-befinden des Menschen in physischer und psychischer Hinsicht ist Mittelpunkt dieser Ideologie, was über statistische und empirische Untersuchungen, Wohlfühl-, Klimatabellen und diverse wissenschaftliche Berechnungsmethoden nachzuvollziehen versucht wird.

Foto Klimatabelle, Schattenstandsdiagramm








Diese Architekturtendenz wird an verschiedenen spanischen Universitäten, darunter auch an der Madrider Universität seit einigen Jahren als Grundlagenforschung betrieben. Der Austausch mit dem deutschen know-how wird gesucht. Allerdings muss hierbei gesagt werden, daß das deutsche Wissen nicht komplett in Spanien umgesetzt werden kann. In den nördlichen europäischen Ländern sind bei der Optimierung des Energiehaushalts vordergründig Strategien zur Wärmeerzeugung und optimierende Dämmsysteme gefragt. Hier in (Süd-) Spanien kommt das Problem der intensiven Sonneneinstrahlung und notwendigen Hauskühlung hinzu. Das Gebäude muss also gleichermaßen gekühlt und beheizt werden können.
Will man hierzu die natürlichen Resourcen nutzen, sind verschiedene grundsätzliche Strategien zu beachten:
Analyse der regionalen Architektursprache und Klimatisierungsstrategien. Mit Hilfe von Klima- und Wohlfühltabellen wird versucht, je nach Klimastandort das Bauvorhaben grundsätzlich in die entsprechenden Kategorien einzuordnen.
Da bei der Gebäudegestaltung ein sinnvolles Gleichgewicht zwischen Beschattung und gewolltem Sonneneintrag gesucht wird, sind die Sonnen- und Schattenstandsdiagramme schon bei der grundsätzlichen Anlage hinzuzuziehen.
Lage zum Wind und zur Sonne, Hausform und Gröβe, Anzahl und Ausrichtung der Fensteröffnungen sind selbstverständlich mitentscheidende Faktoren. Auch die geometrische Anordung des Kellers kann von Bedeutung sein.
Weitere Faktoren sind die vor allem gesundheitlichen, aber auch die energetischen Eigenschaften der zu verwendenden Materialen und die berechnete und angestrebte thermische Masse des Gebäudes.
Übrigens werden schon Hochhauskomplexe und öffentliche Gebäude von renommierten Architekten mit bioklimatischen Strategien geplant.



FOTO Rathaus London (Foster Architects), Centro Alzheimer Madrid (Lamela Arquitectos)





FOTO Green-Building, Ökohaus, Holzhaus_01

Mit diesen gewonnenen Energien werden Strategien zur Speicherung und/oder gezielten Abgabe bestimmt. Immer steht das menschliche Wohlbefinden mit im Mittelpunkt. Behagliche Klimatisierung kann auf natürliche Weise mit Hilfe richtigem Einsatzes von Wasser und Luft herbeigeführt werden. Dabei kommen auch physikalische und chemische Naturgesetze zur Anwendung. Beispiele hierzu finden sich in der Alhambra von Granada und/oder der Mezquita von Cordoba.



FOTO Mezquita Cordoba, Alhambra de Granada


Grundsätzliche Kriterien für ein ökologisch-energetisch korrektes Gebäudemanagement sind demnach:

1. Kontrolle des Wohlfühl- und Mikroklimas
2. Energieersparnis
3. Auf natürlichem Wege gewonnene Enerige und Verwendung erneuerbarer Energiequellen
4. Einsatz nachhaltiger und recycelbarer Materialien
5. Richtige und vernünftige Nutzung von Luft und Wasser
6. Grünplanung für bessere klimatische Bedingungen und Verringerung der Erwärmung des städtischen Umwelt

Anmerkung: “Es liegt an der Ausarbeitung zwischen Ihnen und Ihrem Architekten, die für Sie geeignete Strategie zu finden. Jedes Bauvorhaben ist daher ein Einzelstück.”


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